SPIEL 2016 – Aftermath

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Das war sie nun, die SPIEL 2016. Und hier kommt mein Senf zu der Veranstaltung als Illustrator.
ZEICHNERALLEE light
Wie einige von euch wissen, gab es im Vorlauf zur Messe einige Änderungen für Illustratoren und die Zeichnerallee als solches. Mehr dazu findet ihr in meinem Blogeintrag HIER…
Nun, nachdem sich die Masse für einen angemessenen Boykott entschieden hat, war ich einer der wenigen Streikbrecher. Doch wurde mir vom Verlag selbst geschrieben, dass sie genügend und teilweise zu viele Anmeldungen für dieses Jahr schon hätten. Ich hörte von einigen Zeichnern, die sich anmelden wollten und nicht mehr konnten, weil die Zeichnerallee angeblich schon voll sei. Ich dachte mir also, es würden dann ja wohl doch noch einige kommen.
Als dann die Anmeldebestätigung für meinen Tisch kam und der Flächenplan dabei lag, ahnte ich schon, dass es eine sehr kleine Zeichnerallee würde. Und meine Befürchtungen wurden übertroffen. Die Fläche entspricht in etwa 2 bis 3 normalen Ständen, also ca 20-30qm. Auf dieser Fläche wurden acht Tische für neun Künstler bereitgestellt. Am ersten Tag waren wir eine Zeit lang nur sieben Künstler. An Tag 2 dann neun. Der neunte im Bunde musste auf seinen bezahlten(!) Tisch 2 1/2 Stunden warten. Links und rechts von mir hatten sich zwei Mangafanart-Zeichner mehr als nur breit gemacht und am Donnerstag wirkte die Zeichnerallee sehr schäbig und etwas farblos – was nicht an den anwesenden Künstlern lag, sondern mehr an der Aufteilung und der Größe. Am Freitag wurde es etwas bunter, und der Samstag war wirklich schön in meinen Augen, rein optisch gesehen. Den Sonntag kann ich nicht einschätzen, da ich mir aus Kostengründen nur 3 Tage geleistet habe.
Das Problem bei so einer kleinen Zeichner-„Allee“ ist in meinen Augen, dass man es nicht als ein „Event“ wahrnimmt. Es ist mehr ein etwas schrabbeliger Stand. ein etwas chaotisches Fleckchen am Rande einer gigantischen Messe voller bunter Stände, lauter Musik und Preisschildern. Viele Kunden, Besucher und Interessierte sprachen mich auf die Größe an. Fast JEDER, der bei mir etwas kaufte, beklagte die nicht existente Größe der Zeichnerallee und erzählte, dass sie es immer genossen hatten, die Zeichnerallee zu besuchen. Ich habe darauf hingewiesen, dass solche Beschwerden an den Veranstalter getragen werden müssen, damit sich etwas ändert. Aber aus Erfahrung kann ich sagen, dass das nicht viele machen werden. Fast dieselben Bedenken hörte ich auch über die Comic Action.
Der Vorteil für mich war, dass durch die wenigen Zeichner mehr Wunschaufträge bei mir landeten. Meinen Hauptumsatz habe ich dieses Jahr mit kleinen Zeichnungen gemacht. Die letzten Jahre war es eher der Verkauf meiner Bilder und Comics.
Zeit für ein paar Impressionen, bevor ich weiter schreibe.


Die Zeichnerallee für mich als Einzelperson
Ich spürte am ersten Tag ein deutlich geringeres Kundenaufkommen als die letzten Jahre, wurde dann aber von den beiden Folgetagen überrascht. Der Freitag war unglaublich ergiebig. Ich verkaufte viele Comics und kam kaum hinterher, die Auftragszeichnungen umzusetzen. Der Samstag, der normalerweise beste Verkaufstag, war dagegen dieses Jahr ziemlich mies und lag knapp unter dem Donnerstag.
Insgesamt lief es finanziell für mich gut. Ich hatte dieses Jahr deutlich mehr Kosten, nicht nur wegen der Preiserhöhung der Messe selbst, sondern auch durch Nachdrucke. (Meine Vorräte waren aufgebraucht und ich musste vieles nachdrucken lassen.) Trotz all dieser deutlichen Kosten konnte ich alles abdecken und mit einem Plus nach Hause fahren. Sprich: Mögliche kommende Messen bringen sehr schnell deutliche Gewinne ein, weil ich noch Vorräte habe.
Die Besucher waren klasse. Ich habe viele spannende, spaßige und schöne Gespräche geführt, tolle Menschen getroffen und einige meiner großartigen Unterstützer kennen gelernt. (Und sogar zwei neue dazu gewonnen!) Die Resonanz zu MAGUN war großartig und hat mich in meinem Vorhaben bestärkt, das Regelwerk weiter auszubauen und Material zu produzieren.
Ich konnte spannende Bilder zeichnen und habe wieder ein paar Hintergrundgeschichten von mir kaum bekannten Comicheldeninnen gelernt. Ich habe ambitionierte Cosplayer getroffen, tolle Illustratoren, junge Menschen, die Kommunikationsdesign oder Illustration studieren wollen, und einfach „nur“ interessierte Jugendliche, die ihr Zeichenhobby weiter ausbauen möchten. Und es waren sehr viele Kinder dieses Mal dort, die meine Messetage sehr bereichert haben. Es war wirklich schön.
Auch ein sehr spannendes Gespräch über die Bezahlung von Zeichnern und die Kosten der Messe hatte ich, bei dem ich sehr hitzig wurde und mich etwas zügeln musste, nicht durch die Halle zu brüllen :) Also wirklich schöne Tage.
Ich hatte, WIE IMMER, tolle Gastgeber, die mich für die Zeit bei sich beheimatet haben und verhindert haben, dass ich abends einfach den Hungertod starb. Ich kann gar nicht laut genug sagen wie GROßARTIG meine Gastgeber all die Jahre waren und sind. Ihr seid einfach tolle Menschen!
DAS FAZIT für mich
Ich finde es nicht gut, wie die Veranstalter mit der Zeichnerallee und der Comic-Action umgehen. Ich kann es aus rein finanzieller Sicht völlig verstehen. Jeder normale Plüschstand bringt dem Veranstalter mehr Gewinn. Die Zeichnerallee ist im Endeffekte „verschenkte“ Standfläche. Auch wenn ich nur ein ganz kleiner Fisch bin überlege ich gerade wie man das ganze besser machen kann und habe schon Kontakt zur Messe Essen aufgenommen und konnte mich sehr positiver Rückmeldungen erfreuen. Wenn es meine Zeit und Kraft erlaubt würde ich versuchen das Konzept der Zeichnerallee auf der SPIEL neu aufleben zu lassen.
Der Umsatz für mich war fast identisch zu den vergangenen Jahren. Die Ausgaben waren merkbar höher – dank Standgebühr –aber nicht abschreckend genug für mich. Ein guter Gewinn bleibt weiter bestehen. Auch wenn ich jetzt einigen anderen Künstlern damit voll gegen den Strich rede, ich würde wieder kommen, selbst bei so einer kleinen Zeichnerallee. Allerdings habe ich inzwischen mehr Bock eine eigene Zeichnerallee aufzubauen, einfach nur um von der Art und Weise wie der Veranstalter mit den Zeichnern umgeht weg zu kommen.
Eine Zeichnerallee für Profies UND Laien. Eine Stilübergreifende Zeichnerallee ohne Grenzen zwischen Manga, Comic und Illustration. Ein Messeevent für Fachpersonal, aber auch – und vor allem – für den einfachen Besucher. So wie ich die Zeichnerallee mal kennen gelernt habe, und wie sie eigentlich sein sollte.

9 Gedanken zu „SPIEL 2016 – Aftermath

  1. Schön, dass es sich für dich trotzdem irgendwie gelohnt hat. Ich hab die RIESIGE Zeichner-Allee nichtmal gefunden, dabei sind wir extra mehrmals durch Halle 2 gewandert. Die nachträgliche Recherche wo die Zeichner (abgesehen von Panini) denn jetzt gewesen sind hat auch erstmal mehrere Minuten gedauert. … Hoffentlich wirds nächstes Jahr wieder besser!

  2. Freut mich, dass es für dich gut gelaufen ist, trotz Streikbrechens! Und, ja, wir haben dich auch alle vermisst, wenn auch anders!
    Als einer, der fast für zumindest 2 Tage gekommen wäre, dann aber gehört hat, dass die Zeincherallee an einem der Wunschtage schon voll war, finde ich es natürlich besonders ärgerlich zu hören, was da unter „voll“ verstanden wurde.
    Ich hoffe, der Verlag lässt sich überzeugen, dass die Zeichnerallee, wie in allen Presseerklärungen zu lesen ist, zur Vielfalt der Messe gehört, auch wenn sie kein Geld einbringt, und dass wir da für nächstes Jahr was regeln können. Vielleicht mit der Comic Solidarity… Aber wahrscheinlich geht das nur, wenn wir zugleich auch die Comic Action wieder aufbauen. Die beiden gehören nicht zwangsläufig zusammen, aber irgendwie doch. Und in beiden Fällen wird der Verlag Abstriche bei den Preisen machen müssen.

  3. Schön, dass du trotz allem 3 erfolgreiche Tage hattest und dass das nette Publikum über unsere Abwesenheit hinweg trösten konnte! ;-)
    Die Einblicke die du hier grade gewährst finde ich sehr interessant. Nachdem ich ja auch einer von denen bin, die sich zu spät noch für die SPIEL entschlossen haben finde ich es jetzt echt interessant, dass es tatsächlich nur so wenige Plätze gab. Aber nach dem was ich hier so lese würde ich es nächstes Jahr dann doch noch einmal versuchen – diesmal dann auch mit rechtzeitiger Anmeldung. ;-)
    Dennoch – oder grade deswegen – finde ich deine Pläne zur Reanimation der Zeichnerallee sehr lobens- und unterstützenswert und würde gerne im Rahmen meiner Möglichkeiten mithelfen.

  4. Pingback: Links der Woche 42/16: Gib mir Schlumpfnamen! | Comicgate

  5. Ah interessant, die Preise für Tische erklären auch warum die Zeichnerallee dieses Jahr so klein ausgefallen ist. Hatte mich schon gewundert. Aber gefühlt fand ich dieses Jahr auch die Comic Action etwas kleiner als noch im letzten Jahr und das obwohl sich ja die Hallenfläche insgesamt vergrößert hatte.
    Ich war selber von Freitag bis Sonntag da und bin verwundert das der Samstag, zumindest verkaufstechnisch, für dich so mau war. Gefühlt war es der vollste Tag und das Gedränge größer als an dem tag davor und danach.

    • Der Samstag ist auch IMMER der heftigste Tag. Ich denke aber auch genau das war das Problem für die Zeichnerallee. Man wird so zugedröhnt als Besucher, und es ist so voll und eng. Da geht so eine kleine Zeichnerecke schnell unter.

  6. Pingback: Die „Comic Action“ ist tot, lang lebe die „Comic Con“ ? | Leanders feine Linie

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