Comic Con Germany 2018 – Aftermath

So, meine erste Comic Con Germany. Dann wollen wir doch mal das erlebte zusammenfassen:

Vielleicht erinnert ihr euch, meine Erfahrungen mit den SPIEL in den letzten Jahren wurden leider immer schlechter, und ich habe mich dann nach dem Desaster vom letzten Jahr dafür entschieden eine Alternative zu suchen. Und nach dem quasi alle Zeichner*innen um mich herum die CCG in höchsten Tönen gelobt haben dachte ich mir, viel kann ich da ja nicht falsch machen.


Das Vorspiel

Schon bei den Vorbereitungen war ein großer Unterschied zur SPIEL zu spüren. Die Organisation der CCG hat sich wirklich sehr toll um uns Zeichner*innen gekümmert. Ich fühlte mich an die Hand aber vor allem ernst genommen. Nicht nur die Quantität der Informationen, sondern auch die Qualität der Informationen war ausgesprochen angenehm und wirklich hilfreich.

Ich hatte leider etwas zu lange gezögert und habe keinen der günstigeren Tische mehr ergattert, aber da ich eh lieber mit einer Wand im Rücken auf solchen Veranstaltungen bin hat es mir nicht wirklich wehgetan, und ich war mir sicher die Summe in jedem Fall einzunehmen.

Extra für die Con habe ich meinen Sammelband „Zeitzeugen eines Haushalts“ zusammengestellt. (Ihr könnt ihn ab jetzt auch in meinem SHOP bestellen)
Von all meinen anderen Veröffentlichungen hatte ich noch genug Exemplare. Ich kämpfe seit zwei Jahren mit meinem Vorgehen mit Cons und dem Vertrieb meiner Sachen. Ich habe immer noch nicht den richtigen Weg für mich gefunden. Ich werde eventuell mal eine Großoffensive starten und versuchen mein Lager so schnell es geht leer zu bekommen. Ach ja… ich habe jetzt ein vernünftiges Lager für meine Sachen. Das hat vieles deutlich leichter gemacht, allerdings hat es mir auch noch mal vor Augen geführt wie „schlecht“ meine Verkäufe sind. Mein Lager wächst und ich kann kaum neues anbieten – nicht nur wegen der mangelnden Zeit – weil sich alte Hefte mit WIRKLICH veralteten Zeichnungen von mir anhäufen und immer noch bereit liegen. Diese Drucke haben sich schon längst selbst finanziert, aber ich will ja auch ein wenig damit verdienen, und so wie ich das bis jetzt mache funktioniert das nur mit mäßigen Erfolg.

Nun, ich war sehr gespannt, vor allem, weil ich mich mit meinem bisherigen Angebot nie als „wertiger Comiczeichner“ gesehen habe. Doch nun habe ich inzwischen 3 eigene Produktionen, bin Teil einer spitzen Kooperationsarbeit und habe bei einem Namenhaften Verlag einen kompletten, kommerziellen Comic umgesetzt. Ich fühlte mich dieses mal also nicht deplatziert.


Der erste Tag

Ich habe zum Glück Familie in der Nähe zu Stuttgart, kam also wieder ohne weitere Kosten wo unter. Die Fahrt zur Con hat nur 25 Minuten gedauert und war tiefenentspannt. Ein Stück Autobahn, dem sehr gut ausgeschilderten Weg nach, und zack ins Parkhaus, das nur wenige Meter vom Eingang entfernt ist. Ohne auch nur eine Schweißperle auf der Stirn zu haben kam ich bei meinem vorbestimmten Platz an.Das habe ich in der Form auch nich nicht erlebt :) Ich habe immer ein zweites T-Shirt mit, weil ich in der Regel nur vom Anmarsch völlig zerstört bin. Hier war es fast schon gruselig einfach.

Also Stand aufbauen und los. In Sichtreichweite sammelten sich viele Künstler*innen die ich seit einiger Zeit bei Twitter oder Twitch folge, und altbekannte Verdächtige waren natürlich auch da. Also schon mal ein super Start. Kaum war der Stand aufgebaut kam die Organisation der Con und bemerkte den leeren Tisch neben meiner Fläche, und – das war ich auch nicht gewohnt – damit keine hässlichen Lücken existieren, durften mein Nachbar (Michl) und Ich uns diesen Tisch teilen. Wir bekamen also schlagartig mehr Platz. Es konnte kaum besser werden.

Was etwas arg anstrengend war; die Bühne für die kleineren Panels und Werbetrailer war unser direkter Nachbar und die Lautstärke der Trailer war so hoch das man die Kunden und seine Platznachbarn anbrüllen musste um sich zu verstehen. Mir haben nach dem ersten Tag wirklich die Ohren geklingelt. Und die Musik vom Amazontrailer werde ich wohl einige Tage nicht aus meinem Kopf bekommen.

Oder um es mit den Bildern meines Tischnachbarn zu sagen:

Feintuning von De Michl

Feintuning von De Michl | https://demichl.wordpress.com/

Die Con öffnete schließlich die Tore und die Besucher*innen strömten in die Halle. Ich war bereit. Der Verkauf lief an. Schluderie lief wie immer gut. Mit der Figur habe ich einen Dauerbrenner für meinen Verkauf erschaffen. Ich denke ich werde für die nächste Veranstaltung mal die bestehenden Hafte aufhübschen oder umbauen. Nach all den Jahren hat Schluderie das verdient.

Auch meine Tusche- & Finelinerizeichnungen verkauften sich gut, was mich sehr freute. Sie stachen für viele aus dem bestehenden Angebot heraus – bei dem übrigens echt starke Künstler*innnen waren. Ich bin mit großen Augen durch die Reihen gegangen. Mein üblichen Problemkinder blieben weiter Ladenhüter. Mein Comic „Mission Weihnachten“ und leider auch „ANDERS“ wurden zwar oft in die Hand genommen aber nicht mitgenommen. Und auch … und das ärgert mich wirklich … mein „Zeitzeugen eines Haushalts“ wurde nur in sehr kleiner Menge mit nach hause genommen.

Was aber am stärksten auffiel: Es wurden keine Commissions gewünscht. Das war wirklich verwirrend. Ich hatte nur EINE Auftragsarbeit an dem Tag. Diese hat auch viel Spaß gemacht, aber sie war kurz und knapp… und halt die Einzige.

Nun, es könnte ja noch mehr werden, dachte ich mir zu diesem Zeitpunkt. Dann fiel die zweite Besonderheit auf. Das Publikum war zwar herrlich bunt und freundlich, aber es war nicht sehr Kaufwillig. Allerdings kann ich es bei dem gewaltigen Angebot gut verstehen. Ich denke auch, dass mein Standaufbau so nicht ideal funktioniert. Auf der SPIEL war das immer OK, aber dort ist das Angebot inzwischen einfach „überschaubar“ und das Publikum ist etwas anders gestrickt. Ich kann es nicht genau beschreiben, aber ich denke das ich die Comics anders/besser hätte bewerben müssen. Ich hatte zwar Leseproben ausliegen und habe jeden, der etwas interessiert geguckt hat sofort angesprochen und etwas Lust auf die Hefte gemacht (Was immer gut funktioniert) aber viele haben ganz klar nur kurz geguckt und dann das Weite gesucht. Und es ging nicht nur mir so.

Auch etwas vermehrter als auf der SPIEL waren die Menschen, die sich meine Comics am Stand komplett durchlesen. Schlapplachen und dann gehen, mit den Worten: „Tolle Arbeit. Sollte man unterstützen.“ Nun ja…

Motiv für Kinderbuch – Work in Progress

Der Erste Tag ging langsam zu Ende. Ich habe noch ein wenig an meinem Kinderbuch gearbeitet (Und was passiert? Mein liebster Stift geht kaputt, und mein Ersatz war leer -.-) Mit dem Ergebnis bin ich nur semi zufrieden. Ich denke ich werde das Motiv noch mal neu Zeichnen. Die Linien schwanken zu sehr in der Qualität.

Für den zweiten Tag hatte ich mir vorgenommen meinen Stand etwas zu optimieren. Schwächen erkannt, Gefahr gebannt?


 

Der Zweite Tag

Wie am ersten Tag, die Anreise und der Aufbau waren wieder ruhig und angenehm. Dann verging einiges an Zeit… und … nun… kein Verkauf… kein Auftrag. Trotz neuer Schilder. Die Hefte waren nun klar als Leseproben beschildert und ein kleines Standkärtchen offenbarte meine Bereitschaft für Commissions. Bis 13 Uhr hatte ich dann stolze 40€ Umsatz o_O ich hatte schon alle Hoffnung aufgegeben. Der erste Tag war schon nur „Okay“ vom Umsatz her, aber jetzt war ich hier schon knapp 4 Stunden und es passierte nichts an meinem Stand. Das alles änderte sich dann zum Glück ab 14 Uhr. Die meisten Besucher wollten halt nicht so viel schleppen und kamen erst am Ende zum Stand um die Hefte zu kaufen. Und es gab sogar noch eine Commission. Immer noch schrecklich wenig. Normaler Weise habe ich 5-10 Auftragsbilder bei solch einer Veranstaltung. Aber man nimmt was man kriegen kann. Auch hier war es wieder sehr schön. (Kann das Bild leider nicht zeigen.) Aber ich arbeitete in den ruhigen Momenten einfach weiter am nächsten Motiv für mein Kinderbuch:

Der Verkauf zog bis zum Schluss spürbar an, und am Ende kam ich doch mit einer guten Summe heraus. Ich konnte sogar meine allerletzte Kopie von MAGUN verkaufen.

Abgesehen davon, war der zweite Tag auch deutlich entspannter, weil die Bühne nicht mehr so laut war. Es gab sogar Momente in denen keine Musik lief und man nur das sanfte Rauschen der Besuchermassen hörte. Eine Wohltat.

Ein Kunde stach besonders hervor (Liebe Grüße, falls Sie sich jetzt hier wiederfinden ;) ). Jemand fragte nach meiner Idee für eine meiner Illustrationen. Um genau zu sein. Diese hier:

Das Bild entstand aus einer kleinen Geschichte heraus, die ich meiner Tante früher mit 5 Jahren als Hörspiel aufgenommen habe. Ich hatte viel Spaß an solchen Sachen. Ich bastelte früher eigene kleine „Magazine“ und Bastelanleitungen und halt auch „Hörbücher“ mit kurzen Geschichten. Diese hier war eine davon. Ein kleiner Bär, der „Erkältungsbär“ heißt und sich weigert seine Pantoffel anzuziehen und deswegen immer Husten bekommt. Der Kunde fand die Geschichte, oder den Grund für das Bild so gut, er wollte nicht nur den Reprint kaufen, sondern auch noch für eine kleine Summe die Geschichte in Kurzform auf einem Zettel dazu haben um die Geschichte mit dem Bild zusammen aufzuhängen. Auch das, war eine neue, und schöne Begegnung für mich.

Kurz vor 18 Uhr packte ich dann langsam ein. Ich spürte die Erschöpfung. Die zwei Tage hier waren nicht weniger Anstrengend als die 3 oder 4Tage auf der SPIEL. Aber ich hatte schon eine Vermutung, dass der Umsatz am Ende dann doch ähnlich gut war, wie an 3 bis 4 Tagen auf der SPIEL. Und ich behielt recht. Laut meiner Gelddose und meinem Protokoll war der Umsatz so hoch wie auf den letzten Veranstaltungen bei weniger Zeit. Nicht überwältigend, aber ein klares Plus und das bei deutlich angenehmeren „Feeling“. Orga sei dank.

 

 


Fazit

Also ich denke ich komme nächstes Jahr wieder. Es war spaßig, ich habe endlich mal viele der Zeichner*innen wieder gesehen die ich schon lange nur noch virtuell erlebe, tolle Gespräche geführt und war von der Orga der CCG wirklich angetan. Für das nächste mal muss ich meine Präsentation etwas optimieren, das Angebot vielleicht etwas anpassen und Ohrschutz einpacken ;) Dann sollte es gehen. Der Umsatz war nicht gewaltig, aber es war als Gesamterlebnis so viel schöner als auf den letzten zwei SPIEL-Messen das ich es wieder versuchen möchte.

Abgesehen davon werde ich insgesamt etwas anders an meine Verkäufe herangehen. Ich habe es am Anfang schon geschrieben. Ich werde mir noch ein par andere Veranstaltungen suchen bei denen ich verkaufen kann, die nicht zu viel Reisezeit und finanziellen Aufwand bedeuten. Am Besten Veranstaltungen die nicht Comic als Kernziel haben, und bei denen das Angebot auf meinem Stand dann auf einmal eine klare Abwechslung zum Rest ist. Die Idee wächst derzeit so in meinem Kopf, und nächstes Jahr werden wir dann mal sehen was es bringt.

Also. Con war toll, Umsatz war leider nur etwas besser als OK aber es mangelt nicht an Ideen oder Verbesserungswillen.

DANKE noch mal an meine lieben Gastgeber die mich bei ihnen übernachten ließen, die tollen Besucher*innen und Käufer*innen die schöne Gespräche mit mir geführt haben und die ich mit meinen Arbeiten glücklich machen konnte. Und natürlich ein dickes Danke an meine Unterstützer*innen die mich besucht haben. Es ist immer toll die Menschen zu treffen die die eigene Arbeit so wertschätzen. Ich bin jeder einzelnen Person von euch dankbar. Ohne meine Patrons und Leser*innen würde ich das alles nicht in diesem Ausmaß machen können.

DANKE an die tolle Orga und die Messe!

Das war’s. Ein sehr persönlicher, wenig sachlicher Bericht von der Comic Con Germany! Wir sehen uns im nächsten Jahr ;)

Leander auf der CCG | Foto von Maja Verfondern

Leander auf der CCG | Foto von Maja Verfondern @hallomonster | https://regenmonster.de/startseite/

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