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Vor zwei Wochen war ich auf einem Survival-Training im schwäbischen Wald. Und es hat mir so viel Freude bereitet, dass ich darüber ein wenig berichten möchte:
Ich habe einen Junggesellenabschied für meinen ältesten Freund organisiert, und alle Ideen waren nicht das Richtige. Ich habe Freund*innen um Hilfe gebeten, nach Ideen gesucht und jede einzelne die ich hatte war nach nur wenige Tagen nicht mehr Reizvoll für mich. Das der besagte Junggeselle auch mein Trauzeuge war und er mir einen Junggesellenabschied bereitete der seines Gleichen sucht, machte es mir nicht leichter ;) (Hier geht es zu den Comics in denen ich von meinem Junggesellenabschied erzähle – Einfach von da an weiter klicken, sind 6 Comics)
Nach langem Suchen kam dann die rettende Idee zu einem Survivaltraining. Es passte gut, und vor allem, man macht was gemeinsam und nicht nur nebeneinander. Ich mag es nicht, wenn man bei gemeinsamen Aktionen nur in die gleiche Richtung guckt, aber nicht wirklich etwas zusammen erlebt.
Ich habe einige Trainer rausgesucht, und nach dem viele sofort anfingen mit albernen Spielen die den Junggesellen ins Lächerliche ziehen war ich etwas angenervt. Ich wollte keine albernen Spielchen. Die Art dieses speziellen Humors ist nicht meins und größtenteils auch nichts für die Leute die für die Aktion eingeladen waren.
Aber ein Trainer tauchte dann auf meinem Radar auf, und bei ihm hatte ich ein sehr gutes Gefühl. Die Kommunikation ging flüssig, problemlos und die Ideen überschnitten sich. „Lebe die Wildnis“ von Dominik Knausenberger war dann meine Wahl.
Also, Termin gesucht, Termin gebucht, Programm geplant, los gehts.
Wir trafen uns alle am späten Vormittag auf einem Parkplatz, der Junggeselle wusste noch nichts von seinem Glück :) Nach dem alle vor Ort waren und ich unser „Opfer“ einweihte, er seinen Rucksack in die Hand gedrückt bekommen hat und sich Wanderstiefel anziehen musste wurden wir von Dominic erst einmal in die Sicherheitsmaßnahmen und einige Regeln eingeführt. Der Junggeselle erhielt die wichtige Aufgabe uns durch den Wald zu navigieren. Wir erhielten ein Stück Karte, und einen Kompass. Dazu noch einen Stoffbeutel um Material für Zunder zu sammeln.
Der Marsch begann, und schon lernte ich was über die besten Mittel zum Feuermachen und konnte einiges meines bisherigen Wissen als falsch abheften. Erste Hürde war eine Senke die wir mit einer selbst installierten „Seilbahn“ überwinden mussten. Der erste Checkpoint wurde erreicht und wir lernten wie man eine Marschroute festlegt, eine Karte in Kombination mit einem Kompass richtig benutzt und eigene Strecken ausarbeitet. Auf dem ganzen Weg haben wir was über essbare Pflanzen gelernt, Material fürs Zünden gesucht und nützliche Dinge über alles Mögliche am Wegesrand erfahren.
Der nächste wichtige Stopp war das besorgen von Trinkwasser. Auf der Karte war eine Quelle eingezeichnet und nach einigen Suchen fanden wir eine kleine sprudelnde Quelle im Wald. Das kalte klare Wasser war ein Segen. Es war sehr warm, unsere Flaschen waren alle beinahe leer, und wir mussten noch bis zum kommenden Tag was zu Trinken haben. Wir füllten alle unsere Flaschen auf, und einen von Dominic bereit gestellten Wassersack. 15 Liter gutes Quellwasser… was aber auch noch transportiert werden musste. Aber das war nichts, was ein guter Stock und zwei starke Leute nicht lösen konnte.
Viel spannender war dann die simulierte Fußverletzung, von der unser Junggeselle auch nichts wusste, und auf das Schauspiel die ersten 2 Minuten reinfiel. Wir lernten aus Materialien im Wald und ein wenig Schnur eine äußert effektive Schiene zu bauen und aus zwei langen, kräftigen Ästen und einer simplen Plane bauten wir ganz ohne Schnur, Knoten und Nagel eine Trage die den Verletzten™, das Wasser und sein Gepäck trug ohne instabil zu werden. Aber… das Gewicht eines ausgewachsenen Menschen ist echt nicht zu unterschätzen ( plus das Gewicht von über 15 Liter Wasser und Rucksack) und der Pfad durch den Wald war auch nicht gerade Einladend. Wir wechselten uns mit dem Tragen ab, übernahmen Kommunikationstechniken unseres Reservisten in der Gruppe um uns besser zu koordinieren, und transportierten das Gepäck getrennt von Trägern und Verletzten. Es war keine weite Strecke, aber die hat reingehauen. Der Pep Talk unseres Reservisten hat enorm geholfen. Völlig durchnässt vom Schweiß und erschöpft aber auch unglaublich stolz und zufrieden haben wir es dann bis zum Ziel geschafft. Wir überquerten noch einen kleinen Bach und machten die erste Rast in unserem Lager.
Im Lager angekommen mussten wir uns erst einmal orientieren. Fluss, kleine Quelle, Holz, mögliche Lagerplätze, Feuerstelle, Material etc. Alles hatte seinen Fleck. Dann lernten wir erst einmal einige wirklich praktische Knoten, die ich seit diesem Tag auch immer wieder im Alltag einsetze. Kaum konnten wir die Knoten auch Blind, und hinter dem Rücken binden machten wir uns daran einen Unterschlupf zu bauen. Eine Laubhütte, ohne Schnüre, nur aus Ästen, Reisig und Laub, und dann noch zwei überdachte Gruppenschlafplätze aus Plane und Schnur. Die Aufgaben wurden verteilt und nach kurzer Zeit hatten wir die Schlafplätze im trockenen Mischwald fertig. Ich muss sagen, ich war sehr beeindruckt davon wie stabil die Laubhütte war und wie gut sie isoliert hat.
Nächster Schritt; Feuer machen. Der gesammelte Zunder wurde zu kleinen Zunderbällen geformt. Schön luftig alles. Das Feuerholz wurde bereit gelegt und ein kleiner Turm aus Reisig und dünnen Hölzern erwartete den brennenden Zunder. Mit Feuerstein und Eisen gelang es dann allen früher oder später eine Flamme zu schaffen. (Ich habe recht lange gebraucht… dabei dachte ich ich könnte das schon XD)
Wenn das Feuer brennt, und der Tag voller harter Arbeit war darf das Essen nicht fehlen. Es gab Fisch. Forelle um genau zu sein. Ich lernte einen Fisch sauber auszunehmen, zu waschen und am offenen Feuer zu braten. Dazu machten wir Brot, gefüllt mit Brennnesseln. Zum Nachtisch gab es Bananen mit Zartbitterschokolade gefüllt. Ja… ich weiß… die Bananen und die Schokolade haben wir nicht im Wald gefunden ;)
Es war super lecker, und nach der vielen harten Arbeit hat es gleich viel besser geschmeckt.
Für mich war das Ausnehmen des Fisches ein besonderes Erlebnis. Ich hatte zwar Fisch zubereitet und aß immer gerne Fisch, aber in dieser Form habe ich das noch nicht gemacht und es ist doch noch mal was anderes sein Essen vorher ausnehmen zu müssen und es nicht schon sauber auf dem Tisch zu haben.
Während das Essen am brutzeln war haben wir mit – vom Trainer gebaute und mitgebrachte – Wurfspeere Zielübungen gemacht. Das besondere hier; es waren keine einfachen Wurfspeere, sondern Speere mit Federkiel am Ende und einer Handspeerschleuder die einem enorme Reichweite und Durchschlagskraft beschert. Und wie es sich gehört hatte auch der Junggeselle den ersten Treffer gelandet. Der Abend klang entspannt aus. Ein klarer Sternenhimmel, der die Milchstraße offenbarte, milde Temperaturen und ein knisterndes Feuer luden zu Gesprächen, Lachen und Geschichten ein. Unverhältnismäßig früh – da alle sehr erschöpft waren – krochen wir alle nach und nach in unsere Schlafsäcke, aber nur ich und Dominic unser Trainer nutzten die von uns gebauten Unterschlüpfe. Der Rest der Gruppe schlief direkt am Feuer, mit dem Blick in die Sterne.
So eine Nacht im Freien, zwischen Bäumen ist auch noch mal was Neues. Die offene Seite war mir immer Bewusst, und da ich auch in meinen eigenen vier Wänden recht lange zum Einschlafen brauche, macht das ein offener Wald mit Geräuschen hinter jeder Wurzel nicht leichter. Aber irgendwann übermannte mich die Müdigkeit.
Ich wurde noch einmal kurz in der Nacht wach, weil irgend ein kleines Tier an meinem Lagerplatz schnüffelte. Als ich den Kopf hob hörte ich nur kleine Pfoten wegrennen. Vielleicht ein Waschbär? Ein Fuchs? Diesmal schlief ich wieder schnell ein und wachte in den frühen Morgenstunden auf. Legte ein wenig Holz nach und besuchte den Donnerbalken… … auch eine … schöne™ Erfahrung.
Nach wirklich leckeren Haferschleim mit Früchten und etwas Brot vom Vorabend begannen wir alles aufzuräumen, die Lager abzureißen und machten uns wieder Marschbereit.
Der Tag war geschafft. Der Junggesellenabschied war hier noch nicht ganz zu Ende. Ich hatte ein schönes Kontrastprogramm geplant, und es gab ein edles Essen über den Dächern Schwäbisch Halls, was bei blauen Himmel, Sonnenschein und tollen Menschen auch ein Erfolg war. Ich bin sehr erschöpft, aber auch sehr zufrieden nach Hause gefahren.
Das Survivalerlebnis war der Hammer, und ich möchte mich hier an der Stelle noch mal bei Dominic von Lebe die Wildnis bedanken. Ich werde in jedem Fall wieder kommen, und vielleicht ein wenig mehr „riskieren“ / lernen wollen. Ich habe einen ganzen Tag gebraucht nur um das Erlebte zu verarbeiten und habe richtig Lust bekommen mehr Zeit im Freien zu verbringen. … abgesehen davon habe ich mir extra für die Aktion neue Schuhe gekauft, und die wollen benutzt werden ;)
Und alle die mit mir diesen Tag für einen Noch-Junggesellen zu einem besonderen Tag gemacht haben, danke das ihr dabei wart. Es war super mit euch, und ich will diese Tage nicht missen müssen. Ich hoffe es war für euch auch so eine spannende Erfahrung wie für mich.
Coole Sache das!