Leander war im Kino: Mad Max – Fury Road

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So, endlich habe ich es in den Film geschafft, über den sich der Teil des Internets, in dem ich mich aufhalte, wie besessen das Maul zerreisst und in orgiastischen Lobgesängen freudig im Kreis tanzt ;)

Falls ihr meine Meinung zu dem Film lesen wollt, dann lest weiter, doch seid gewarnt! Ich spoiler hier. (Nicht, dass der Comic nicht schon ein wenig spoilern würde :P)

Aber eines zum Meckern zu Beginn: Der Film sollte „Mad Max – Imperator Furiosa“ heissen, und nicht Fury Road. Mad Max, um klar zu machen, in welcher Welt der Film spielt, und dann ganz klar den Namen des dominantesten und wichtigsten Charakters. Deswegen auch mein Comic ;)

Wenn du nichts gegen ein wenig Gespoiler hast, oder den Film auch schon gesehen hast, dann kannst du nun weiter lesen.

Achtung!

—————!!!Kleine Spoiler!!!—————

Also erst einmal ganz kurz. Ich mochte den Film sehr. Er hat mich super unterhalten. Je mehr ich über ihn nachdenke, desto mehr mag ich ihn. Und um es mit anderen Worten zu sagen: „OMG, was ein geiler Film!“ (Mit Grüßen an meine Patrons.)
Aber ich wäre nicht ich, wenn ich nicht bei jedem Film was zu meckern hätte ;) Das Meckern kommt aber erst am Ende.

3D
Mal wieder absolut unnötig, aber sauber. Es hat mich nicht gestört, das ist schon mal gut. Den Film bereichert hat es nicht. Wie bei keinem Film, den ich bis jetzt in 3D gesehen habe.
In diesem Film hier ist es allerdings so, dass sehr penibel darauf geachtet wurde, dass die Action immer im Zentrum des Blickfeldes ist. Das macht selbst die heftigen Verfolgungsjagden, Kampfszenen und Explosionen gut verfolgbar. Man ermüdet nicht so schnell, wie in anderen Filmen, bei denen man in alle Richtungen blicken muss und das 3D schnell anstrengend wird. Ein dickes Plus durch Regie und Kamera.

Effekte und Inszenierung (Maske, Kostüme, Probs)
Alleine aus rein fotografischer Sicht ist der Film schon ein Fest. Die Welt wird super inszeniert und ist herrlich bizarr. Die Bilder sind schön anzusehen. Jedes explodierende und in Teile zerfetzte Auto ist eine Augenweide. Die Kostüme und die Charaktere selbst sind herrlich abgedreht und runden diese erkrankte und dem Wahnsinn verfallene Welt ab. Alles, was beim ersten Mal verrückt wirkt, ist auch beim zweiten Hingucken völlig bekloppt, aber es passt so verdammt gut in diese Welt. Selbst ein mutierter E-Gitarren-Spieler, an Seilen hängend, auf einem extra dafür gebauten Stereoboxen-Truck mit 4 Trommeln im Heck ist nicht deplatziert. Nein, er gehört da hin. Es ist richtig, dass er da ist. So und nicht anders.
Ich habe es schon gesagt, die Action ist ein Augenfest. Ich kann den Film nur als abgefahrene Varietéshow mit mörderischem Gemetzel beschreiben.

Schauspieler und ihr Schauspiel (Die ersten vier)
Charlize Theron spielt „Imperator Furiosa“, und alter Verwalter macht der Charakter Spass. Sie spielt die Rolle wirklich glaubwürdig. Man konnte sich wirklich schnell in ihre Situation und ihr Ziel hineinversetzen. Ich hätte zwar hier und da gerne noch ein wenig mehr zu ihrem Weg zu einem „Imperator“ erfahren – einem Rang, eines Offiziers gleich – aber das konnte ich schnell ignorieren.

Tom Hardy spielt „Max“. Und auch wenn die Rolle „einfach nicht viel verlangt“, es hat gut geklappt. Am Anfang des Films ist Max eigentlich fast nur am Grunzen und Knurren. Erst später kommt mehr und mehr aus dem gebrochenen und abgebrühten Max hervor. Das passt wunderbar für mich, auch wenn ich befürchte, dass Max in diesem Film noch weniger sagt als der Terminator (Onkel Bob) in Terminator 2.

Nicholas Hoult spielt „Nux“, einen „Warboy“, der unter vielen anderen Furiosa und Max jagt und zu einem unerwarteten Verbündeten wird. Auch hier, absolut passende schauspielerische Leistung. Der Charakter macht ebenfalls sehr viel Laune und es ist spannend, seine Entwicklung zu verfolgen, die gar nicht mal so aufgesetzt wirkt wie bei manch anderen „bekehrten Bösen“ in anderen Filmen.

Hugh Keays-Byrne spielt „Immortan Joe“, den Bösewicht des Films. Auch wenn man ihn bei so viel Maske nicht wirklich sieht und sein Mund von einer schauderhaften Maske verdeckt wird UND sein Kostüm ziemlich ablenkt, kommt der böse Warlord verdammt gut rüber.

Fast alle anderen Schauspieler fand ich ebenfalls sehr gut. Es gab nur wenige, die ich etwas hölzern fand. Der Film hat jetzt natürlich nicht permanent schöne Charaktermomente, um schauspielerische Leistung beurteilen zu können, aber die, die er hatte, fand ich super.

Social Justice
In den Kreisen des Internets, in denen ich mich aufhalte, wurde der Film stark diskutiert, da er Frauen stark in die Mitte des Geschehens rückt. Einige prangern es an, dass in einem Actionfilm so viele Frauen auftauchen. Wieder andere meinen gar, der Film sei eine Lanze für den Feminismus.
Ich tu mich mit alle dem schwer. In meinen Augen:
1. Der Film stellt viele Frauen als Vieh und benutzbar dar. Das ist blöd, aber passt in diese Welt. Zudem werden die Männer und Jungs als Arbeitsvieh und Kanonenfutter auch nur so verheizt.
2. Es kommen viele andere Frauen mit ins Spiel, die einfach nur Badass sind, ohne dabei Superkräfte haben zu müssen oder gar „männlich“ sein zu müssen. Das finde ich super.
3. Die Frauen sterben wie Männer. Sprich, nicht als Plotanker. Das ist selten, und auch das finde ich wichtig. Frauen sterben selten einfach nur wie Männer, die entweder Helden oder Kanonenfutter sind. Das ist mir positiv aufgefallen.
4. Furiosa ist in meinen Augen der tragende Charakter. Max und Furiosa arbeiten super zusammen. Es gibt Szenen, da wird einem die Professionalität der beiden nur so rechts und links ins Gesicht gehauen. Fand ich super.
5. Die Bösen sind meistens stark mutiert, verkrüppelt oder anders behindert. Die „Guten“ dagegen sind zum großen Teil gesund, attraktiv und genetisch in einem „Top Zustand“. Man ist es schon sehr gewöhnt, aber es nervt mich sehr, dass angeborene Behinderungen, Fettleibigkeit und Erkrankungen so oft auf der zu verachtenden Seite einer Geschichte zu finden sind. Das gefällt mir überhaupt nicht. Das Furiosa nur einen Arm hat, gleicht das nicht aus.
6. In dem Film ist GEFÜHLT kaum ein Mensch von dunkler Hautfarbe. Eine der Frauen ist etwas dunkler, und ich glaube auch noch eine der Milchspenderin… aber der Rest ist weiß oder weiß gekalkt und somit ohne Farbe. Hm… gibt es in diesem postapokalyptischen ?Australien? keine Schwarzen oder Asiaten oder XYZ mehr? (Besonders in Australien sollte es ja dann doch noch Aborigenes geben oder) Aufgrund meiner Gewohnheit stört es mich nicht so sehr. Wenn man aber drauf achtet, ist es etwas arg auffällig.
EDIT:
Es befinden sich mehr POC (People of color) im Film als ich sie wahrgenommen habe. Dracon Ra hat in den Kommentaren einen tollen Tumblr-Post zu Diversität und Feminismus verlinkt der lesenswert ist!

So, und nun die erzählerischen Schwächen in meinen Augen:
Abgesehen davon, dass der Film eindeutig den falschen Namen hat ;) ist mir das Ende nicht ganz klar. Immortan Joe hat seine Leute super im Griff. Ein fanatischer Glaube aus KFZ-Wahn und nordischen Götterwelten unterstützt ihn in seiner Herrschaft und seine Herrschaft sichert das Überleben vieler Menschen. So schrecklich und grausam er ist. Die Welt ist abgedreht und verrückt. Doch nachdem Immortan Joe der fanatischen und von ihm abhängigen Masse tot zu Füßen geworfen wird, ergehen sich alle in Freude und bejubeln die Verräterin und ihr Gefolge. Das Gute gewinnt, weil es gut ist.
Man hätte ruhig ein wenig mehr etablieren können, dass der „gute“ Joe wirklich gehasst wird, und dass nur ein kleiner Tropfen reicht, um die Bevölkerung gegen ihn auszuspielen.
Das wird in meinen Augen nicht gemacht. Klar, er ist ein Tyrann und ein Arschloch, doch der fanatische Kult, und das fanartige Verhalten seiner Warboys spricht eigentlich dafür, dass seine Propaganda funktioniert.

Furiosa wird mit dem Titel „Imperator“ bezeichnet. Sie wird aber auch ganz klar als einstige Gefangene und Sklavin etabliert. Man fragt sich, wie sie zu so einem Imperator wurde, und wo all die anderen Imperatoren sind. Sie scheint die Einzige, gleichzeitig wird gesagt „ein Imperator ist abtrünnig“ (an Imperator gone rogue), nicht „der“. Ist jetzt nicht wild, aber hätte man auch ruhig einen Satz fallen lassen können.

So, das war’s. Der Film hat trotz kleiner Schwächen sehr viel Laune gemacht. Aus künstlerischer Sicht fand ich ihn top. Inhaltlich konnte ich den Hype erst nicht ganz nachvollziehen. Aber er hat es alle Male geschafft, mich sehr gut zu unterhalten und dafür ist so ein Film ja da.
Wer auf völlig abgedrehte Action steht, sollte sich den Film ruhig antun.

Ach ja, als ich frisch aus dem Film gekommen bin, dachte ich erst: Ja, gut, hat Spass gemacht, brauche ich aber nicht auf Bluray… jetzt, ein paar Tage später muss ich sagen: Ja, ich möchte ihn mir kaufen. Ich denke immer wieder an einzelne Bilder und Szenen zurück und habe ein abgedrehtes, positives Gefühl.

9 Gedanken zu „Leander war im Kino: Mad Max – Fury Road

  1. Hallo Leander schöner Beitrag nur eine kleine Anmerkung, es wird ncht weiter benannt wo der Fil spielt daher vermute ich, dass es er wie die ersten Teile in Australien spielt

    • In Panel 2 siehst du die eigentliche Mission von Imperator Furiosa. 5 Junge Frauen die mit Hilfe von Furiosa versuchen den Ketten ihres sklavenartigen Lebens zu entkommen.

      Mad Max kommt nur durch Zufall in dieses ganze Chaos hinein und begleitet die 6 Frauen auf ihrem Weg.

      Ich habe die drei Vorgängerteile nie gesehen (Will es aber nachholen), aber ich höre von allen, dass dieser Film was ganz neues ist und nicht einfach nur Teil 4 ist.

      Ich kann ihn wirklich empfehlen, wenn man auf wirklich gute Action steht.

      • RABL: Mad Max und Imperator Furiosa befreien die Models aus dem Model-Loft von Melanie Scheriau! Den Film muss ich mir dann doch noch ansehen!

  2. Fand den Film auch geil. Ist schön wenn ein uralter Actionregisseur den Jungspunden von Heute mal zeigt wie’s geht.

    Dass Max im Prinzip nur eine Nebenfigur für die Handlung des Films ist,
    der auf irgendeinem verqueren Weg ins Kreuzfeuer gerät, und dann einer Partei hilft, weil es ihm selbst zu Gute kommt, ist beim zweiten und dritten Film auch schon so gewesen.

    Max ist im Prinzip an blanker Protagonist.
    Man erlebt nicht seine Geschichte, sondern man erlebt durch ihn Geschichten der Welt um ihn herum. Deswegen gibt es auch keine klare Kontinuität zwischen den Filmen, jeder steht im Prinzip einzeln.

    Den gesamten Feminismuskram im Bezug auf den Film halte ich für Unsinn, egal ob negativ oder positiv. Es ist unnötiger hype, der im Endeffekt nichts mit dem Film zu tun hat.

    • Danke für deinen Kommentar. Wieder was gelernt ;)
      Ja, das mit dieser Feminismus-Film-Hype-Sache finde ich auch eher schwierig. Ist aber schwer fest zu machen. So oder so: Der film war auf jeden Fall super.

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